6. April 2013

Gnomoria

Ich will nicht viele Worte über mich verlieren, denn es gibt bereits andere Blogs, die zum Beispiel meine Arbeit als "Indipendent Gamedeveloper" oder "Indy", unabhängige Spieleentwicklerin) oder meine Beziehung zu virtuellen Welten beschreiben. Dank dieses Berufes und dieser Interessen bin ich nicht nur treue Steam-Kundin, sondern auch sehr an Spielen interessiert, die eben nicht von den grossen Firmen wie Electronic Arts, Activision, Ubisoft, Rockstar und anderen stammen. Valve, der Anbieter von Steam, sieht das wohl ähnlich und hat eine Möglichkeit für Indies geschaffen, Spiele über ein Umfragewerkzeug, Greenlight, Valves Kundenkreis zu präsentieren, und beliebte Spiele an zu bieten. Die Spiele müssen dabei noch nicht einmal fertig entwickelt sein. Und so bin ich auf Gnomoria gestossen. Ich bin generell eine Freundin von Aufbauspielen, Die Siedler, als Brettspiel oder die davon inspirierten Computerspiele in der dritten und vierten Version gehören zu meinen absoluten Lieblingen.

Als ich Gnomoria das erste mal startete, hatte ich noch keine Ahnung, das dieses unfertige Spiel, ohne Toneffekte, ohne Animationen und mit "Darstellern" die immer nur von vorne zu sehen sind, die Siedler Reihe vom Thron in meinem Herzen stossen würde, an dem schon Tropico ein wenig rütteln konnte. Gnomoria ist dabei nicht ohne Inspiration entstanden, wie auch das Spiel Towns, das fast die gleiche Geschichte hat (das Spiel, nicht im Spiel) ist die Hauptinspiration das Spiel "Dwarf Fortress", das ich noch nicht kannte, und wohl auch nie wirklich gespielt hätte. Dwarf Fortess verhält sich zu üblichen Spielen in etwa wie die Linux Konsole zu einem iMac, Gnomoria liegt in diesem Bild ungefähr auf Ebene von Windows. Dwarf Fortress hat gar keine grafische Oberfläche, auch wenn es ein paar Ergänzungen von Fans gibt, um die Welt halbwegs grafisch dar zu stellen. Die Benutzerschnittstelle soll, vielen Kritikern nach zu Urteilen, eine extrem hohe Lernkurve beinhalten. Das Spiel ist bereits seit gut 10 Jahren in der Entwicklung, ohne das eine Beendigung dieser Alpha Phase jemals geplant ist, denn der Entwickler hat sich zum Ziel gesetzt, das Spiel immer weiter zu perfektionieren. Nein, nicht in Grafik und Bedienung, sondern im Grad der Simulation und der Möglichkeiten, und mit diesem Ziel hat er so viele Fans gewonnen, dass er von deren Spenden mittlerweile gut leben und an Dwarf Fortess hauptberuflich arbeiten kann. Was so viele Menschen anzieht ist die enorme Tiefe der simulierten Welt. Dennoch träumten viele Fans von einer zugänglicheren Version, wie auch die Entwickler von Towns und Gnomoria, mit dem Unterschied, dass diese dann begannen, diesen Traum zu verwirklichen. Sie waren darin übrigens nicht alleine, auch das Indiespiel schlechthin, Minecraft, entsprang dieser Motivation, ging aber von der Gott- in die Egoperspektive.


Offizielles Logo, Version vom offiziellen Forum.

Und auch wenn Gnomoria nicht ganz die Tiefe von Dwarf Fortress hat, zieht es einen doch gänzlich in seinen Bann. Auf den ersten Blick ein Aufbauspiel mit einer Grafik, die nicht einmal der Qualität des Neunziger-Jahre Spiels Siedler 3 das Wasser reichen kann, schlägt es dieses tausendfach mit seiner Individualität, denn im Gegensatz zu den Anonymen Siedlern, die sich einfach durch das Bauen von Wohnhäusern "zeugen" lassen, lebt Gnomoria von Individuen, und man hat auch nie all zu viele, so dass man sich intensiver mit dem einzelnen Gnom auseinandersetzt, und schnell eine "Beziehung" aufbaut, wenn man ihm ein Quartier und den Gnomen eine grosse Halle baut. Man hat auch keine vorgegebenen Gebäude, einzelne Arbeitsstationen kommen dem noch am nächsten. Man definiert Bereiche, z.B. als Gemeinschaftsraum, individuelles Zimmer, Krankenhaus, die möglichst prunkvolle grosse Halle, Felder usw. Im Endeffekt wird jede Welt (entstanden aus einer "Runde") völlig einzigartig und wie sehr manchen die Gnome ans Herz wachsen, zeigt sich schon darin, dass viele Spieler zum Beispiel Grabstätten errichten, auch wenn es dafür keine Motivation in der Spielmechanik gibt... im Gegenteil, fehlen die dafür benötigten Ressourcen doch eventuell wo anders. Manches spielt sich auch mehr in Textform ab. Kämpfe zum Beispiel werden aufgrund der rudimentären Grafik gerade einmal durch ein Symbol über den Figuren angezeigt, manchmal sieht man auch, dass sie etwas verlieren oder sich eine neue "Waffe" schnappen, oft das was am nächsten liegt, aber in einem "Ereignis-Logbuch" kann man detailliert sehen, wie der Kampf abgelaufen ist... und welche Verletzungen sich wer zu gezogen hat.

Doch da Zeigen, nicht Beschreiben, immer noch das beste ist, und nur durch (er)spielen geschlagen wird, will ich in diesem Blog die Geschichte meiner siedelnden Gnome, reichlich bebildert, erzählen.

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